Vortrag

Enikő Dácz: Eine zentraleuropäische Stadt als geteilter Erinnerungsort. Kronstadt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

im Rahmen der Tagung „Erinnerungskulturen in Mitteleuropa“ der Akademie Mitteleuropa e. V.

11. Dezember 2018, Bildungs- und Begnegungsstätte „Der Heiligenhof“, Bad Kissingen

Liest man im Sinn von Birgit Neumann literarische Werke als „poietische Medien der Raumaneignung, -auslegung und -schaffung“, können sie als Abbildungen von hegemonialen Ordnungen und Projektionsflächen für Legitimationsbedürfnisse rezipiert werden. Sie sind von den symbolischen Systemen der jeweiligen Kultur, in deren Kontext sie entstehen, geprägt, sodass der literarische Raum als zeichenhafte Repräsentation, wie ihn Jürgen Joachimsthaler bezeichnet, weniger über das Repräsentierte als über die inneren Mechanismen des jeweiligen kulturellen Systems aussagt.
Ausgehend von diesen Prämissen, lag der Schwerpunkt des Vortrags auf der konflikthaften Aushandlung eines Ortes des kollektiven Gedächtnisses in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Kronstadt lässt sich als zeichenhafte Repräsentation innerhalb von drei literarischen und politischen Diskursen erfassen, die anhand ausgewählter Beispiele skizziert wurden. Vor dem Hintergrund der existierenden ethnischen Vielfalt wurde auf die Pluralität der lokalen Verhältnisse eingegangen, wobei den literarischen Diskursen, die mit der politisch-räumlichen Neuordnung nach 1918 einhergingen, besonderes Augenmerk zukam.

Die Tagung der Akademie Mitteleuropa e. V. fand vom 9. bis 14. Dezember 2018 statt und wurde vom Bundesministerium des Innern, Bau und Heimat gefördert. 

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