Historische Kommissionen stellen neben der universitären historischen Forschung, der Landesgeschichte und der Laienforschung eine spezifische Form der Auseinandersetzung mit und der Deutung der Vergangenheit einer territorialen Einheit dar. Durch ihre enge Bindung an ein bestimmtes Territorium wird ihre Entwicklung in hohem Maß durch territoriale Veränderungen bestimmt. Das zeigt sich deutlich an der tiefen Zäsur, die das Ende des Zweiten Weltkriegs darstellt.

An diesem Punkt setzt das Nachwuchsseminar an. Gestützt auf einen Reader geht es der bisher kaum thematisierten Frage nach, wie die Ausformung der Historischen Kommissionen und ihre Entwicklung nach 1945 und bis in die Gegenwart erfolgten. Dabei zeichnen sich drei grundsätzliche Entwicklungen ab: Kontinuität über die Stunde Null hinaus, Kontinuität mit neuem Bezugsrahmen und ein Kontinuitätsbruch, vor den nicht nur die ostdeutschen Kommissionen gestellt wurden. In diesem Fall bildete die historische Tradition den Anknüpfungspunkt für Neugründungen unter völlig anderen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen in Westdeutschland.

Ziel des wissenschaftsgeschichtlich ausgerichteten Seminars ist es, die Auswirkungen von 1945 auf die Zielsetzung, die Arbeit, das Selbstverständnis und die Wirkung der Historischen Kommissionen zu erkunden. Dabei wird nach Kontinuitäten und Diskontinuitäten gefragt und es werden zentrale Funktionen von Historischen Kommissionen in den Blick genommen werden. Im Mittelpunkt steht dabei der Vergleich zwischen Historischen Kommissionen in Westdeutschland und den ostdeutschen Historischen Kommissionen, also wie Landesgeschichte in diesem institutionellen Rahmen betrieben wurde und wird.

Zielgruppe, Teilnahmevoraussetzungen, Termine

Das von Dr. Wolfgang Kessler geleitete Seminar findet am Donnerstag, den 26. Oktober 2017, von 9.00 bis 16.00 Uhr an der Universität Tübingen statt. Es wendet sich an Studierende und Doktoranden aller Disziplinen, insbesondere aus den Bereichen Geschichtswissenschaft, Geographie und Empirische Kulturwissenschaft. Von Vorteil ist es, wenn sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bereits mit Fragen zur Geschichte der Geschichtswissenschaft im Allgemeinen und zur Landesgeschichte im Besonderen beschäftigt haben. Die Präsentation eigener Forschungsarbeiten zum Thema ist willkommen, aber nicht verpflichtend. Die Teilnahme an der sich anschließenden Tagung “Landesgeschichte mit und ohne Land. Westdeutsche und ostdeutsche Historische Kommissionen nach 1945” (26.-28. Oktober 2016) wird erwartet.

Die Veranstalter übernehmen die Fahrtkosten (entsprechend DB 2. Klasse) der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie die Kosten für die Unterkunft und für die Verpflegung vor Ort vom 25. Oktober (Anreisetag) bis zum 28. Oktober (Abreisetag).

Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar mit maximal 15 Nachwuchswissenschaftler/innen ist eine erfolgreiche Bewerbung. Interessierte Studierende und Doktoranden werden gebeten, sich bis zum 11. August 2017 um eine Teilnahme am Seminar mit folgenden Unterlagen ausschließlich in elektronischer Form zu bewerben:
– Motivationsschreiben (max. 2.500 Zeichen), in dem die Gründe für eine Teilnahme am Seminar erläutert werden und welche Voraussetzung die/der Bewerber/in mitbringt.
– tabellarischer Lebenslauf mit vollständiger Anschrift, Email- und Postadresse.

Die Bewerbung ist einzusenden an den Vorsitzenden der Kommission für Geschichte und Kultur der Deutschen in Südosteuropa, Dr. Mathias Beer, Mohlstraße 18, 72074 Tübingen, poststelle@idgl.bwl.de. Hier erhalten Sie bei Bedarf auch weitere Informationen.

Die ausgewählten Teilnehmer werden bis zum 21. August 2017 benachrichtigt und erhalten anschließend weitere Informationen und Unterlagen – Seminarprogramm, Reader, Programm der Tagung – zur Vorbereitung des Seminars.

Kooperationspartner: Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde, Tübingen; Zentrum zur Erforschung deutscher Geschichte und Kultur in Südosteuropa an der Eberhard Karls Universität Tübingen